«Es muss schnell gehen, sonst geht gar nichts mehr!»
Sport-, Kultur- und Eventschaffende appellieren an die Politik

Bern, 17. September 2020 – Die Schweizer Sport-, Kultur- und Eventbranche hat an einer Podiumsdiskussion im Berner Theater National auf ihre schwierige Lage aufmerksam gemacht. Prominente Exponenten machten dabei klar: Einigt sich das Parlament in der laufenden Herbstsession nicht auf ein Covid-19-Gesetz, welches der Notlage der Veranstaltungsbranche ausreichend Rechnung trägt, sind tausende Betriebe und Arbeitsplätze in Gefahr.

Die Coronakrise trifft die Sport-, Kultur- und Eventbranche mit voller Härte. Wie weitreichend die Folgen sein werden, wenn sich die Politik nicht rechtzeitig für das befristete Covid-19-Gesetz und damit eine Regelung der Sofortmassnahmen bis Ende 2021 entschliesst, wurde an einer Podiumsdiskussion unter dem Patronat von EXPO Event Swiss LiveCom Association, dem Schweizer Verband technischer Bühnen- und Veranstaltungsberufe svbt-astt, der Swiss Music Promoters Association SMPA und des Schweizerische Bühnenverbands deutlich. Die Podiumsteilnehmenden André Béchir – der legendäre Konzertveranstalter hat den Anlass initiiert –, Marc Lüthi, Geschäftsführer der SC Bern
Eishockey AG
, Schauspieler und Casinotheater-Betreiber Viktor Giacobbo, Musiker Stress, MusikManagerin Katharina P. Langstrumpf, Messestandbauer Andreas Messerli sowie Nicolas Walser, Direktor der Skynight SA, fanden zum Teil sehr deutliche Worte.

Planungssicherheit, Härtefallregelung und vertrauensbildende Massnahmen

«Das wichtigste ist nun Planungssicherheit», führte André Béchir aus. «Als Veranstalter schliessen wir Verträge ab mit Künstlern und verkaufen Tickets, aber der Kanton kann kurzfristig Konzerte verbieten. Mit dieser Unsicherheit sind Grossveranstaltungen nicht durchführbar. Wir brauchen
Ausfallentschädigungen für den Fall, dass behördliche Zusagen kurzfristig zurückgezogen werden.» Marc Lüthi ergänzte aus Sicht der Eishockeyklubs, die am 1. Oktober ihren Betrieb wieder aufnehmen wollen: «Unser Hauptanliegen sind einheitliche Regeln und das offene Ohr der Politik. Wir fordern, dass auch Mitarbeitende mit befristeten Verträgen Kurzarbeit beziehen können und dass für Härtefälle schnell genug Geld fliesst.» Er mahnte mit Nachdruck: «Die Politik darf nicht vergessen, was Sport und Kultur den Menschen geben. Es ist unsere Pflicht, mit guten Schutzkonzepten zu ermöglichen, dass Grossveranstaltungen durchgeführt werden dürfen.»

Auch Messestandbauer Andreas Messerli, dessen Auftragsbücher seit sieben Monaten leer sind, betonte die Wichtigkeit der Härtefallregelung. «Wir waren am 2. März die erste Firma, die Kurzarbeit beantragte. Erst letzte Woche fand in Zürich wieder eine erste Messe statt. Für die nun beschlossene Härtefallregelung sind wir enorm dankbar. Es sollten aber auch Unternehmen, die noch nicht drei Jahre alt sind, profitieren können.» Auch für ihn ist es zentral, dass die Gelder schnell fliessen. «Es muss jetzt
sehr schnell gehen für unsere Branche, sonst geht gar nichts mehr!»

«Wir brauchen Kultur, um eine Gesellschaft zu sein», betonte Musiker Stress. «Wenn wir dieses Vertrauen nicht schaffen können, haben wir auch ein Problem für die Zukunft der Kultur in unserem Land. In erster Linie möchte ich als Künstler eigentlich nicht um Unterstützung bitten, sondern ich möchte schlicht und einfach arbeiten können. Wir brauchen eine Sicherheit, dass es weitergehen wird.» Und Musik-Managerin Katharina P. Langstrumpf fügte hinzu: «Im Moment bucht niemand unsere Künstlerinnen und Künstler, weil keiner weiss, in welcher Form Veranstaltungen durchgeführt werden dürfen. Es ist zentral, dass jetzt vertrauensbildende Massnahmen wie Abstand halten, Maskenpflicht und
Hygienemassnahmen kommuniziert werden, damit die Menschen wieder den Mut haben, an ein Konzert zu gehen. Erst wenn dieses Vertrauen zurück ist, geht es wieder um Inhalte und es werden wieder Tickets für Konzerte verkauft.»

Begrüssungswerte Annäherung der Räte – einige Forderungen blieben

In der laufenden zweiten Woche der Herbstsession haben National- und Ständerat das Covid-19-Gesetz ein zweites Mal beraten. Dabei haben sich die beiden Räte angenähert. Der Ständerat gab in etlichen Punkten nach und schwenkte auf die für die Eventbranche vorteilhaftere Version des Nationalrats ein. Eugen Brunner, Präsident von EXPO EVENT Swiss LiveCom Association, erklärt: «Wir konnten einige Etappensiege erreichen, insbesondere bei der Erhöhung der Unterstützung im Kulturbereich, der
Einführung von A-Fonds-Perdu-Beiträgen bei Härtefällen – hier benötigen wir bis Ende 2021 geschätzte 220 Millionen Franken –, der Weiterführung der Entschädigung des Erwerbsausfalls auch für indirekt Betroffene, der nahtlosen Weiterführung der Entschädigung des Erwerbsausfalls und der Erstreckung dieser bis in den Sommer 2021.» Damit sind aber noch nicht alle Forderungen der Verbände erfüllt. «Wir werden uns weiterhin stark machen für die explizite Nennung der Schwellenwerte bei der Entschädigung des Erwerbsausfalls – 150’000 Franken bzw. 196 Franken pro Tag – sowie der Ausdehnung der Kurzarbeitsentschädigung für Personen in befristeten Arbeitsverhältnissen, einem Lehrverhältnis oder in Temporärarbeit.» Jörg Gantenbein, Pràsident svtb-astt, ergänzt: «Es bleibt das übergeordnete Ziel, Politik, Öffentlichkeit und Wirtschaft davon zu überzeugen, dass mit guten Schutzkonzepten Events stattfinden können und die öffentliche Hand finanzielle Mittel als Hilfestellungen bereitstellt, damit die Unternehmen weiter bestehen können.»

Kategorien: Corona

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